Brandgefährliche Bieler Velowege

Sicherheit im Strassenverkehr – Leserbrief im Bieler Tagblatt vom 19.1.2023

Wer in der Stadt Biel mit dem Velo unterwegs ist, braucht viel Glück und gute Nerven. In den letzten Wochen habe ich auf der Achse Mühlebrücke – Neuenburgstrasse erneut mehrere lebensgefährliche Situationen miterlebt. Die schlimmste: In der Seevorstadt rast ein 40-Tönner mit nur 15 Zentimeter Abstand an mir vorbei und schneidet mir mit seinem Anhänger bei der Fussgängerinsel den Weg ab, so dass ich mich akrobatisch über den Randstein aufs Trottoir retten muss. Als ich mich beim fehlbaren Transportunternehmen in Kräilingen AG beschwere, gibt der Seniorchef zu, dass seine Chauffeure regelmässig mitten durch die Stadt Biel fahren, um ein paar Rappen Schwerverkehrsabgabe zu sparen.

Eine der 60 Empfehlungen im Dialogprozess zum Bieler Westast lautete: «Transitverbot für den Schwerverkehr auf der Strecke Bözingen – Mühlebrücke – Seevorstadt und bis Neuenstadt». Sie war unbestritten und wurde im Schlussbericht als «rasch realisierbare Massnahme» hervorgehoben, weil sie sofort Verbesserungen bei Verkehrssicherheit, Lärm und Luftverschmutzung durch Treibhausgase bringen würde. Doch über zwei Jahre nach der feierlichen Übergabe des Berichts an den Kanton Bern ist sie noch immer nicht umgesetzt, ebenso wenig wie zahlreiche andere Vorschläge.

Die Sicherheit auf der Verkehrsachse entlang des Juras, wo auch viele Schulkinder unterwegs sind, ist inakzeptabel. Die Strasse weist bis zu 15 Zentimeter tiefe Rinnen im Asphalt auf, bei Regen überschwemmen grosse Pfützen den Veloweg und reichen bis mitten auf die Autofahrbahn.

Vor einem Jahr ist durchgesickert, dass das Bundesamt für Strassen die Neuenburgstrasse um eine Autospur erweitern will. Der Velostreifen für Pendelnde soll so schmal bleiben, wie er ist: brandgefährlich! Auch eine Busspur ist nicht vorgesehen.

Leider haben die Verantwortlichen der Stadt Biel seither mehrfach erklärt, sie seien für diese Strasse im Eigentum des Bundes nicht zuständig. Ich würde mir eine Stadtregierung wünschen, die sich wie jene von Bern, Zollikofen, Luzern, Winterthur, Zürich oder St. Gallen für die Lebensqualität ihrer Einwohnerinnen und Einwohner einsetzt und sich aktiv gegen Pläne zum Strassenausbau in Wohnquartieren wehrt.

Catherine Duttweiler, Biel-Vingelz, Vorstandsmitglied von «Westast so nicht!»

Leserbrief im Bieler Tagblatt im Original als PDF-Dokument